Da hätte ich z.B. das Ergebnis einer Untersuchung aus Dänemark (Bach/Rosbach/Jørgensen), das in einer vom Bundesminister für Verkehr herausgegebenen Studie zitiert wird. Es ist ein vorher-nachher-Vergleich von innerörtlichen straßenbegleitenden Einrichtungsradwegen (105 Strecken mit 64 km Gesamtlänge über 3 Jahre), also nicht einmal die besonders gefährlichen auch linksseitig zu befahrende Zweirichtungsradwege. Während der Untersuchung hat die Radverkehrsdichte nicht zugenommen.
Unfälle | auf Strecken | an Knotenpunkten | ||||
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vorher | nachher | vorher | nachher | |||
Fahrrad insgesamt | 46 | 49 | 71 | 105 | ||
Fahrrad - Kfz | 29 | 19 | 55 | 82 | ||
Fahrrad - andere | 17 | 30 | 16 | 23 | ||
Moped insgesamt | 23 | 32 | 23 | 38 | ||
Moped - Kfz | 12 | 13 | 19 | 20 | ||
Moped - andere | 11 | 19 | 4 | 18 | ||
Fußgänger insgesamt | 32 | 43 | 43 | 56 | ||
Fußgänger - Kfz | 28 | 24 | 35 | 40 | ||
Fußgänger - andere | 4 | 19 | 8 | 16 | ||
Kfz insgesamt | 108 | 108 | 169 | 213 | ||
Kfz - Kfz | 28 | 34 | 53 | 66 | ||
Kfz - andere | 80 | 74 | 116 | 147 | ||
Gesamtzahl | 134 | 154 | 187 | 251 | ||
vorher: ohne Radweg nachher: mit Radweg |
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Bewertung (aus der Untersuchung): keine Änderung Rückgang Anstieg |
Dann gibt es die Erkenntnisse der Berliner Polizei von 1986, nach der auf den Straßen mit Radwegen dort fast die Hälfte der Radfahrerunfälle stattfanden. Der Anteil dieser Straßen war aber nur 18%. Auch die Unfallschwere war auf den Straßen mit Radwegen höher. Wenn man nun noch die Verkehrszählung des Senats zu Rate zieht, stellt man fest, daß auch pro Strecke (eine nicht ganz saubere Bezugsgröße, weil Risiko pro Zeit gemessen wird) das Unfallrisiko auf den Radweg-Straßen dreimal so hoch ist.
Von 1981 bis 1985 stieg die Zahl der Unfälle auf den Radweg-Strecken dort um 114%; in den anderen Straßen sank sie um 9%. Die Länge der Radwege hat in diesem Zeitraum aber nur um 20% zugenommen, die Zahl der Radfahrer kaum.
Die Zählung der Radunfälle wurde daraufhin in Berlin eingestellt.
Ähnliche Ergebnisse gibt es (habe ich nicht nachgeprüft) in München, Hannover und Braunschweig.
Vergleicht man z.B. Göttingen und Osnabrück, stellt man fest: Beide Städte sind etwa gleich groß. Osnabrück hat etwa dreimal so viele Radwege (nach der Länge gemessen). Der Radverkehr ist in Osnabrück geringer. Bezogen auf die Zahl der Fahrradfahrten hat Osnabrück mehr als dreimal so viele Fahrradunfälle wie Göttingen.
Übrigens stellen die meisten Fahrradunfallopfer ältere Menschen und Kinder. Gerade sie sind durch die Komplexität von Radwegen einerseits und das Vertrauen auf deren Sicherheit andererseits dort wesentlich stärker gefährdet als andere.
1999-01-19 (© Bernd Sluka)
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